Smaragd, ISBN 978-3941363472

Die Autorin brauchte etwas, um warm zu werden. Die ersten 15% lesen sich wie eine arg vereinfachte Argumentationssammlung der aktuellen Tierrechtsstandpunkte. Dann allerdings folgt ein Interview mit Christian Opitz und das Buch nimmt inhaltlich Fahrt auf. Insgesamt ist es eher ein für jedermann verständlicher Rundumschlag über alle Themen der Tierrechts- und Veganismusdebatte. Großer Pluspunkt: im Buch sind mehrere interessante Interviews verarbeitet. Gut für Einsteiger in das Thema geeignet, aber kein "must have" für Leser, die im Thema sind.

jens das nen gutes thema

bin ja bekennender fleischfresser, so zusagen, und muss auch gestehen, mag und will auch nicht fleischlos mich ernähren

weist, was mir da beim llesen des titels so durch den kopf ging?

was ist mit den pflazen?

tötet man sie nicht auch?

im grunde lebt man ja in einer symbiose mit allem auf der welt

tiere, pflanzen etc. pp

siehst du bringst mich zum nachdenken.....................

Hihi, das Pflanzenthema ... kommt früher oder später doch immer.

Also: Pflanzen haben kein neuronales System wie Tiere (zentrales Nervensystem, Neokortex, etc.). Bei höher entwickelten Tieren kommen dann noch die kognitiven Fähigkeiten dazu, also ihr bewusstes Selbst, wie die Philosophen sagen würden. Aber selbst wenn man das alles beiseite lässt und den Pflanzen Gefühle zugestände, ein Wissen um ihre Zukunft und so weiter, dann bleibt immer noch der Grundsatz, dass man so wenig wie möglich Leid verursachen sollte, wenn es schon unvermeidbar ist, oder? Legt man diesen Aspekt zugrunde, dann muss man bedenken, dass für die kalorisch vergleichbare Menge an Fleisch, das ehemalige Tier etwas die zehnfache Menge an Pflanzen essen musste. Noch schlechter ist die Rechnung, wenn die Tiere zum Kanibalismus zwingt, ihnen also ihre verendeten Artgenossen zum Verzehr gibt (geshreddert, zu Mehl verarbeitet und geschmacklich maskiert natürlich).

Wenn Du also Pflanzen schützen möchtest, ist der Verzehr von Tieren die kontraproduktivste Handlung, die denkbar ist.

Hier noch was zum Nachdenken: Wenn das Argument für das Töten von Tieren ist, dass man alternativ Pflanzen ja auch töten muss, blendet man einen qualitativen Unterschied aus. Dass Tiere ein Bewusstsein haben, Pflanzen eher nicht, ist allgemein akzeptierter Wissensstand - auch wissenschaftlich bestehen erhebliche qualitative Unterschiede zwischen Lebewesen mit Neokortex (und der vergleichbaren Hirnstrukturen der Fische) und den biochemischen Abläufen in einem pflanzlichen Organismus. Aber auch hier ein Abstecher in die Theorie: Wenn man diese Unterschiede nivelliert, also sagt, dass das Leid qualitativ vergleichbar wäre - wieso verspeisen wir dann eigentlich nicht auch die Nachbarskinder? Der Unterschied zwischen Pflanze und Tier ist n jedem Fall größer als der zwischen Tier und Mensch. Ignoriere ich also den (relativ großen) Abstand zwischen Tier und Pflanze, wieso baue ich dann mein ganzes Weltbild auf dem (relativ kleinen) Unterschied zwischen Tier und Mensch auf? Das ist in sich logisch nicht haltbar ...

Kleiner Einwand am Rande: Wenn Du an solchen Gesprächen oder Diskussionen interessiert bist, dann solltest Du das Ergbnis nicht schon von vorneherein vorwegnehmen, in der Art: Ganz egal, was Du für Argumente bringst, am Ende werde ich in jedem Fall weiterhin Tiere essen. Mir macht das nichts aus, aber die meisten Tierrechtler und selbst gemäßigte Vegetarier steigen an der Stelle aus dem Gespräch auch schon wieder aus. Ich weiß, dass das von den meisten Menschen so gar nicht gemeint ist, aber es versperrt einem den Zugang. Andererseits kann ich eins sagen: Nahezu alle Menschen, bei denen ich ihren Werdegang zum Vegetarismus oder zum Veganismus mitbekommen habe, haben diese Entwicklung zu Beginn kategorisch ausgeschlossen - und das sind schon etliche.

Es liegt in der Natur dieses Themas, dass ein Bewusstseinswandel langsam stattfindet. Das ist auch logisch erklärbar, da wir alle in einer Gesellschaft großgeworden sind, in der die Ausbeutung von Tieren so selbstverständlich und allumfassend ist, dass man erschrickt, wenn man sich das sowohl qualitativ als auch quantitativ einmal bewusst macht. Wir sind sowohl soziologisch als auch psychologisch seit unserer frühesten Kindheit darauf konditioniert. Gewohnheit und Normalität sind die stärksten Gegenpole jeder Veränderung.

Zur Symbiose möchte ich auch etwas sagen, weil ich mir diesen Zustand nämlich wünsche: Die Menschheit als Ganzes ist der schlimmste Störfaktor bei dieser Symbiose, den man sich nur vorstellen kann. Der Mensch betrachtet sich nicht als Teil der Evolution, als Teil eines umfassenden und hochkomplexen Biotops sondern als 'Krone'. Ein symbiotischer Umgang mit der Um- und Mitwelt bedeutet nicht, dass man Lebensgrundlagen massiv zerstört (Stichwort Klimawandel, Regenwaldzerstörung, Zersiedelung, Umweltverschmutzung, Arten-Ausrottung, etc.) und Symbiose bedeutet auch nicht, dass man Lebewesen in dieser Zahl, auf diese Art und Weise, züchtet, genetisch manipuliert, quält, ihre Interessen ignoriert, fehlernährt, etc. Einen symbiotischen Umgang mit der Um- und Mitwelt findest Du noch am ehesten bei den wenigen verbliebenen Naturvölkern, aber die schaffen wir auch schon noch weg...

Die Tierrechtsdiskussion erfordert in erster Linie, dass man sich öffnet, sich von so genannten Glaubenssätzen löst und Perspektiven einnimmt, die sich im ersten Moment ungewohnt anfühlen. Durch unsere Konditionierung nehmen wir die allermeisten Dinge um uns herum gar nicht mehr wertend wahr. Alles, was normal und selbstverständlich ist, wird nicht hinterfragt. Daher empfehle ich auch gerne, dass sich Interessierte mal den Film "Earthlings" ansehen: Erdlinge ... Das ist nämlich genau so ein Perspektivwechsel.

Liebe Grüße
Jens

lieber jens
knickserchen mach
hab fix überflogen

muss gleich los

und danke dir, du hast punkte angesprochen, die ich mir gestern nach meinem post auch überlegt habe

werd später intensiver antworten

und wie gesagt, es rattert in meinem hirn, grins
finde es gut, wenn man zum denken angeschubbst wird
ich bin ein mensch, der für vieles offen ist, aber auch weis was er möchte oder nicht
aber gestehen muss, dass mein wissen was dies betrifft ja beschränkt ist, und desshalb verfolge ich deine post mit vollem interesse!

bis später...............

@Jens

Vielen Dank für dein enormes, angelesenes Wissen und deine persönlichen, interessanten Ansichten dazu!

Das finde ich klasse, weil ich ums Verrecken kein Sachbuch in mich rein kriege (hab das schon während der gesamten Schullaufbahn zu vermeiden versucht ) und jetzt ganz bequem deine Zusammenfassungen lesen kann und so Interessantes und zum Denken Anregendes zu diesem Thema mitbekomme.

Ich selbst bin (noch) keine Vegetarierin, aber kurz davor – auch wenn ich das jetzt schon seit einigen Wochen sage.
Ich weiß nicht, warum ich mich so schwer tue; vor ca. 25 Jahren lebte ich mal ein Jahr lang vegetarisch, das war überhaupt kein Problem. Und damals gab's in Restaurants und Kneipen vielleicht gerade noch überbackenen Schafskäse als "vegetarisches" Gericht. Heutzutage gibt's ja viele und leckere Sachen.
Es ist letztendlich ein Sache der Entscheidung. Wenn man sagt, "Ich BRAUCHE ab und zu mal ein Steak", oder "Ich KANN NICHT absolut fleischlos essen!" oder (dazu neige ich) "Ich KANN NICHT ewig und drei Tage das Eiweiß aus faden Hülsenfrüchten u.ä. beziehen", dann heißt das letztendlich "Ich WILL NICHT!" bzw. "Ich WILL!"
Ich brauche da immer einen letzten Impuls, der der Theorie endlich die Praxis folgen lässt.
Da kommen solche Anregungen von dir gerade zur rechten Zeit.
Also Danke!
Und weiter so!

Hi Lilith,

wenn Du keine Sachbücher magst, dann ist vielleicht 'Tiere essen' von Jonathan Safran Foer etwas für Dich. Dieses Buch ist eigentlich mehr autobiografisch, eine Art Auseinandersetzung des Autors mit sich selbst. Als er Vater wurde, stellte er sich die Frage, wie er und seine Frau deren Sohn eigentlich künftig ernähren sollten - was kann man heute noch sorglos tun, was kann man empfehlen, was ist das eiegtnlich wirklich was mein Kind da isst, u.s.w.

Foer ist ein hochkarätiger Autor und das merkt man diesem Werk auch an. Es hat einen wundervoll leichten, aber auch eindringlichen Schreibstil. Da gibt es keinen moralischen Zeigefinger und unterschwellig rhetorische Fragen.

Die Informationen erhältst Du dort quasi "frei Haus" und nebenbei beim durchaus gefesselten Lesen. Look, here: Tiere essen (Jonathan Safran Foer)

Weil Du das Protein erwähnst: Der Proteinbedarf des Menschen liegt übrigens bei ca. 9-10%, wenn Du nicht gerade Triathletin bist. Was die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt (ich glaube, die liegen aktuell bei 25% Richtwert) ist nicht nur nach meinem Verständnis hahnebüchener Unsinn. Die politischen und (agrar-)wirtschaftlichen Einflüsse treten deutlich zutage, wenn man sich die Beiräte der DGE näher anschaut. Achtung Meinungsäußerung: Ich halte den DGE für eine der am besten als unabhängiges Institut getarnten Lobbyorganisationen in ganz Deutschland. Damit deckt sich die aus wissenschaftlicher Sicht auch nicht haltbare Proteinempfehlung. Wer objektivere Statements zu dem Thema lesen möchte, der lese eher beim UGB nach - dem einzigen, tatsächlich unabhängigen ernährungswissenschaftlichen Institut im ganzen deutschsprachigen Raum. Der UGB tritt in den letzten Jahren häufiger in Erscheinung, wird aber wohl nie die Öffentlichkeit einer DGE erhalten, die massive politische, wirtschaftliche und leider auch universitäre Unterstützung erhält. Dennoch ist es erfreulich, wie viel man in der letzten Zeit vom UGB hört. Ich bin öfter Besucher der mehrtägigen ernährungswissenschaftlichen Symposien, die der UBG meist zweimal im Jahr veranstaltet und kann das Interessierten sehr empfehlen. Sie sind aber nicht nur ernährungswissenschftlich unterwegs sondern klären auch über die mangelnde Unabhängigkeit der Forschung auf und setzten gezielt Gegenpole. bestes Beispiel ist das Buch "Vegetarische Ernährung" von Prof. Leitzmann und Dr. Keller, beides UGB-Urgesteine. Sie haben mit diesem Buch das Referenzwerk zu diesem Thema geschaffen - so setzt man Standrds ;-)

Fakt ist, dass Du mit einer vegetarischen oder veganen Ernährung unter realistischen Bedingungen nicht dazu in der Lage sein wirst, einen Proteinmangel zu erzeugen. Es sei denn, Du isst ab morgen nur noch Chips und Süßkram. Allerdings ist das Argument der drohenden Mangelernährung bei Veganern (bei Vegetariern kommt damit ja meist keiner mehr) angesichts Millionen mangelernährter Mischköstler irgendwie völlig absurd - es fällt nur selten jemandem auf. Stichwort: Normailtät.

Liebe Grüße
Jens

[edit] Genuss-Impuls: www.pala-verlag.de damit Du nie wieder etwas anderes "brauchst" ;-) [/edit]

ufffffffffffffffffffffffff

so nun zeit habe intensiver, kreisch vielleicht auch verwirrter, zu antworten

mit den pflanzen, da hast du völlig recht, dies sind die überlegungen gewesen die ich danach hatte
nun alles was auf dem erdball kräucht und fläucht und wächst lebt in einer symbiose miteinander

ernähren um zu leben

mir ist vollkommen bewusst, dass der mensch an oberster stelle der nahrungskette steht
tiere töten um zu leben
der mensch, ne der tut es schon lang nicht mehr
er übt seine macht und profitgier aus

was alles für misstände in der tiehaltung diesbezüglich ersichtlich sind, wissen wir alle
und es tut mir in der seele weh
ich versuche immer mehr nach diversen kriterien zu leben
achte auf das was ich kaufe
lebensmittel, kosmetik etc.

für mich ist es wichtig sich ausgewogen zu ernähren
ja und ich weiss, ich habe durch meine äußerung das ende vorweg genommen

lieber jens nicht ganz
ich bin durch dich in einen intensiveren lernprozess gestartet
wer weis wo der mich hinführt

aber den titel " Du sollst nicht töten! Plädoyer für eine gewaltfreie Ernährung"
finde ich schon äußerst krass
nicht nur der mensch tötet um sich zu ernähren

und da sind wir wieder bei der symbiose des lebens

wir menschen haben es allerdings in der hand es zu steuern.............

Das ist ein absolut wertvoller thread und ich mag auch net so viel Sachbücher lesen, gebrandmarkt von der Paukerei in meinem Studium (lange her) und dem danach folgenem Publikationsstress ............. ich bin etwas faul geworden damit ... aber DIESES Buch interessiert mich SEHR

(Nebenbei die Bücher die ich auf dem Markt habe sind kleine Kinder-Photo-Bücher, nix Kompliziertes )

Ja, zum Thema: Ich bin (leider) keine Vegetarierein, aber esse sehr wenig Fleich, nur ab und zu mal.

Das Thema "Plädoyer für eine gewaltsame Ernährung" find ich sehr ansprechend (ohne das Buch zu kennen), denn ich KÖNNTE mich damit arrangieren ein Tier zu essen (was ich ja tue oder was auch meine Katzen tun), dass nicht Höllenqualen erlitten hat. Also Beispiel ein Reh dass in freier Natur gelebt hat und einen kurzen schnellen Tod erlitten hat .... das ist etwas anderes als ein Tier das lebenslange Qual in einer Massentierhaltung hatte, umso schlimmer noch die elendiglichen Transporte zum Schlachter Das ist alles so barbarisch

Wie Lillith schon geschrieben hat, muss ich auch (leider) ab und zu ein Stück Fleisch essen, aber oft stehe ich vor der Fleischtheke und hab so ein leckeres Hühnerbeinchen vor mir, ich KANN das aber nicht kaufen, weil ich das arme Hühnchen lebendig in der Legebatterie sehe Ich geh dann weg, mein Magen knurrt, und ich kaufe dann doch Gemüse oder Soja. Allerdings kaufe ich manchmal Bouletten oder Köttbullar, denn man sieht nicht mehr dass es ein Tier war. Somit beschummele ich mich selber, und das ist wirklich beschämend

Ja, Pflanzen. Natürlich bringt man auch Pfanzen um, aber sie haben nicht das Empfinden von Tieren, dennoch hab ich auch DAMIT Probleme, wie z.B. dass ich keine Schnittblumen mag, lieber eine Planze im Blumentopf .......... Ganz klar steht der Mensch am Ende der Nahrungskette, wenn Mensch ein Tier isst sind unendliche Pflanzen zuvor verfüttert worden ... das potenziert sich alles

Das ist alles sehr kompliziert.

Ich sag mal so: Tiere töten um zu überleben, ob es um Nahrung geht oder um Paarkampf, der Mensch ist barbarisch, Massentierhaltung, qualvolle Transporte, der Anblick des Schlachters in der Warteschlange, sie misshandeln Tiere in Tierversuchen, das ist unfassbar Dieses LEID, was man diesen WUNDERBAREN Geschöpfen antut, gerupfte Angorahasen, alles verbunden mit Schmerzen und Qual ohne Ende ..... Ich schäme mich für die Menscheit

Also zum Schluss sag ich mal: Ein Tier zu essen, was ein schönes Leben hatte und ohne größere Qual verstorben ist, das ist bedingt tolerierbar .... Alles andere ... NICHT Besser ist es allemal, das zu LASSEN .............

Hi zusammen,

der letzte Absatz des letzten Beitrags bringt es doch auf den Punkt. Zitat "Also zum Schluss sag ich mal: Ein Tier zu essen, was ein schönes Leben hatte und ohne größere Qual verstorben ist, das ist bedingt tolerierbar .... Alles andere ... NICHT"

Ist aber schon klar, wieviel dann bleibt, wenn wir das verteilen? In einem solchen Szenario sind zwangsläufig die allermeisten Menschen Vegetarier. Wir schlachten in Deutschland heute 750 Millionen Landtiere pro Jahr (Fishe kommen noch dazu) - die Relation zu geschossenen Rehen brauchen wir wohl nicht machen. (Jagddiskussion lasse ich mal beiseite...)

@Jeremie, bevor Du 'dieses' Buch liest, greife lieber zu Melanie Joy, das ist Lichtjahre besser *versprech*

@Räubermama: Wieso ist der Titel krass? Töten und schlachten ist nunmal nicht gewaltfrei.

Aber generell zum Buch - so dolle ist das nicht, es gibt zahlreiche deutlich bessere Bücher zum Thema. Zugegeben hat sie einen echt prägnanten Titel gewählt...

LG, Jens

Nina Messinger war auch diejenige, die den aktuellen Film "Hope for all" produziert hat ... http://www.hopeforall.at/ ... sehenswert!
LG, Jens

Wie kann man es eigentlich vereinbaren, dass man sich für Tierschutz einsetzt, sich gegen Tiertötung und das Essen von Tieren stark macht, man vegetarische und vegane Ernährung als die richtige Alternative propagiert und im Gegenzug Haustiere hält, die sich von Fleisch ernähren??
Das ist ein Widerspruch in sich und macht die Diskussion abstrus und wenig glaubwürdig.

Man kann doch nicht für das Leben und Schutz aller Lebewesen sein und dies kund tun, um anschließend zum Metzger zu gehen und Fleisch zum Barfen kaufen, genau dieses Fleisch, welches ich als Mensch nicht essen soll?! Oder schlimmer noch: Industriefutter für Katzen, welches wir doch alle auch kaufen. Glaubt ihr wirklich, dass diese Fleischbröckchen von glücklichen Tieren stammen? 100% nicht!! Habt ihr Veganer und Vegetarier beim Futterkauf kein schlechtes Gewissen? Es müsste euch doch eigentlich den Magen rumdrehen.

Ich kann solche Diskussionen nur ernst nehmen, wenn Menschen zu 100% dahinter stehen. Und das bedeutet eben auch, dass man als überzeugter Veganer sich keine Haustiere hält, die Fleischfresser sind. Da werden Schuhe gekauft, die nicht aus Leder sind, aber Fleisch für die Katzen kaufen sie. Das passt doch nicht zusammen!
Und noch weiter gedacht: wer gibt den Menschen überhaupt das Recht, Tiere zum eigenen Vergnügen zu halten und sie in Wohnungen einzusperren?! Das widerspricht doch auch dem Gedanken des Tier- und Artenschutzes. Ist doch normalerweise auch ein Anliegen der Veganer.

Wenn sich jemand vegan oder vegetarisch ernährt, weil er sich körperlich damit besser fühlt, das Essen besser verträgt usw., dann find ich das legitim. Wenn man aber die Tierschutzkeule raus holt, dann darf man im Gegenzug – wenn man das ehrlich meint und dementsprechend konsequent ist – keine fleischfressenden Haustiere halten. Euer Katzenfutter ist nicht auf der grünen Wiese rumgelaufen, zumindest nicht beim Industriefutter. Und wenn ich Biofleisch von glücklichen Landtieren auf der Weide an meine Katzen verfüttere, dann könnte ich es doch auch selbst essen… Wo ist da der Unterschied? Ein Tier wurde gefüttert und geschlachtet, egal ob es nun eure Miezen fressen oder der Mensch. Ihr kauft das Fleisch (oder Industriefutter) und duldet dadurch die Nutztierhaltung und -schlachtung, gegen die ihr sonst lamentiert, das ist der Punkt.

Vielleicht ein wenig provokant mein Post. Aber ich verstehe den Widerspruch Veganer-Katzenhaltung einfach nicht.

Hallo,

nun, ich sehe das nicht als Widerspruch. Auch wenn es vielleicht in ersten Moment komisch klingt. Abstrus und unglaubwürdig wäre es allerdings, wenn man zum Nachfrager des Karnivoren wird, sich die Katzen also beim Züchter, Händler oder Vermehrer anschafft.

Vegan zu leben bedeutet, dass man die Nutzung von Tieren vermeidet, wo immer es geht. Das kann und wird niemals vollständig gelingen, auch wenn einige das postulieren.

Ich persönlich meine, dass es einen gesellschaftlichen Wandel hinsichtlich der Mensch-Tier-Beziehung geben muss, wenn wir an den unzumutbaren Zuständen etwas ändern wollen (btw: eine Alternative hierzu wird es auch nicht geben, wenn die Menschheit noch eine Weile überleben möchte). Gesellschaftlicher Wandel dieser Art entsteht jedoch schon seit vielen Jahren nicht mehr im Tierschutzumfeld sondern im Tierrechtsumfeld. Verkürzt gesagt ist ersteres allerdings eher im praktischen, zweiteres eher im theoretischen Segment unterwegs. Ich meine, dass die Kombination von beidem eine der glaubwürdigsten Haltungen darstellt, die man so vorleben kann.

Ich habe nunmal eine ganze Menge Expertise im Katzenumfeld und mich für diese Tierart entschieden. Mit Deiner Kritik hast Du insofern Recht, dass man sich dann natürlich auch massiv dafür einsetzen muss, dass sich die absolute Anzahl der Katzen dramatisch reduzieren muss. Ein Engagement gegen Zucht, für Kastrationspflichten, etc. geht natürlich damit einher. fast 13 Mio Katzen in Deutschland sind komplett absurd. Katzen sollten im optimalen Fall weitestgehen frei leben können, dann sind sie Bestandteil einer intakten Umwelt und eines evolutionären Prozesses.

Solange wir allerdings auf den "produzierten" Massen von Katzen sitzen, haben wir jedoch die Verpflichtung, uns angemessen und artgerecht um sie zu kümmern. Den Katzen ihre natürliche Nahrung zu entziehen, kann keine Lösung sein - und ist übrigens auch aus tierrechtlicher Sicht nicht zu vertreten.

Ein tierrechtlich engagierter Mensch (ob vegan oder nicht) sollte folgerichig dafür Sorge tragen, dass Katzen in seiner Obhut so artgerecht wie möglich ernährt werden und bei den Folgen so schonend wie möglich verfahren. Da ist bio natürlich die bessere Wahl als konventionell und hochwertig besser als Junk, da letzteres die Massientierhaltung noch noch effizienter macht. Kann er das nicht, weil er mit dem ethischen Dilemma nicht zurechtkommt, dann sollte er tatsächlich auf die Katzenhaltung ganz verzichten und sich eher um Ratten, Kaninchen oder andere Herbivoren kümmern.

Glaube mir, wenn ich alle paar Wochen barf für die Katzen vorbereite und einfriere, dreht sich mir tatsächlich der Magen um - aber ich halte das für konsequent. Andererseits bestärkt es mich dann umso mehr, mein Engagement gegen die massenhafte Vermehrung von Katzen (ob gewollt oder nur geduldet) immer wieder aufzufrischen.

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Fleischverzehr einer Katze und dem von mir: Ersterer ist unvermeidlich, wenn die Gesundheit der Katze aufrecht erhalten werden soll, zweiterer ist eher genau das Gegenteil, nicht nur vermeidbar sondern gesundheitlich auch noch höchst zuträglich. Das Argument: "Ich töte eine Kuh, um Karnivoren zu ernähren, also kann ich die zweite ja auch gleich töten, weils mir so gut schmeckt." das hinkt (okay, ich habe es etwas polemisch formuliert ;-)

Anyway: Ich halte eine Mischung aus Pragmatismus und einem klaren langfristigen Ziel für die sinnvollste aller Haltungen, wenn man etwas wirklich verändern will. Und genau das versuche ich umzusetzen. Dass ich dabei weitgehend vegan lebe, gehört dann genauso dazu, wie das praktische Engagement im Tierschutz.

Liebe Grüße
Jens